#48 Leberblümchen

Der erste Tag Gartenarbeit des Jahres ist immer etwas Besonderes und für mich. Heute war es soweit. Die Sonne lugte zwischen den Häuserzeilen hervor und schickte ein paar warme Strahlen herab, bevor sich die Wolkendecke wieder zuzog. Ich war bereit. Gartenklamotten in Form einer alten Jeans, eines ausgemusterten Pullis, Weste, Schal, Clogs und Gartenhandschuhe, so konnte es losgehen. Der Plan für heute stand nach einem Rundgang schnell fest. Außerdem wollte ich meine neueste Errungenschaft, eine Gardena Baumschere mit Teleskopstange, ausprobieren.

In meinem Schnittbuch hatte ich gelesen, dass man Ramblerrosen auch gut an Bäumen mit lichter Krone hochwachsen lassen kann. Da mir die Idee gefiel und aufgrund der vorhandenen, notwendigen Umgebung, wollte ich sie sogleich in die Tat umsetzen. Genauso sollten Hartriegel, Feige, Olivenbaum, Jelängerjelieber, Pampasgras, Efeu genügend Aufmerksamkeit erhalten. Die übrigen Rosen, die wunderschön bei mir blühen und bereits angefangen haben auszutreiben, auch sie sollten Fürsorge erfahren.

Überhaupt mache ich mir stets Gedanken ob meiner to does, wenn ich in meinen Garten schaue und freue mich, wenn ich mich nützlich machen kann. Gartenarbeit entspannt mich. Es ist immer so. Meine Lieblingsarbeit, Rasen mähen, dauert noch etwas, aber ein Ende des Winters ist in Sicht. Komisch, dass ich ausgerechnet den Rasen gerne mähe – das habe ich schon immer gerne getan. Es unterstützt mein Bedürfnis nach Planung und Ordnung. Allerdings ist mein (winziges) Territorium eher ein buckliger Acker, denn ein Englischer Rasen, also eher eine Gänseblümchenwiese, aber egal. Meine größte Freude war heute jedoch, dass mein Leberblümchen, das ich unvorsichtiger Wese eben bei jenem Rasenmähen etwas touchiert hatte, wieder ausgeschlagen hat und sich die ersten Blüten zeigen. Ich kann die blassblauen Köpfchen von meinem Schreibtisch aus sehen und erfreuen mich jedes Jahr an ihrem entzückenden Anblick.

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